Ende 2016 ist mein Text “Lernergenerierte Contexte. Räume für personalisiertes und selbstgesteuertes Lernen und Ideengeber für ein “Ökologiemodell von Aneignung”” im Jahrbuch Medienpädagogik 13 erschienen. Post zur Einreichung siehe hier, Auszug aus der Einleitung im Folgenden:
Einleitung
“Das Konzept der „Learner Generated Contexts“ (LGC) (siehe u.a. Luckin 2010; Luckin et al. 2005), das hierzulande kaum rezipiert ist (zu einer ersten Bearbeitung siehe Seipold 2012, 2013, 2014a, 2014b, 2014c, 2014d), in Großbritannien hingegen unter dem Stichwort „user generated contexts“ (Pachler et al. 2010) oder „learner generated contexts“ (siehe dazu auch Cook 2010; Garnett 2008) in Zusammenhang mit Technology Enhanced Learning (TEL) wie beispielsweise dem Mobilen Lernen diskutiert wird (Cook 2010), soll helfen, Lernen in formellen (Luckin et al. 2005) und informellen (Brown 2010) Umgebungen als selbstgesteuert und personalisiert und von unterschiedlichen Ressourcen abhängig zu verstehen.
In ihrer ursprünglichen Form sind LGC durch den „Ecology of Resources“ framework (Luckin 2010) beschrieben. In diesem framework sind die Lernerinnen und Lerner im Verhältnis zu unterschiedlichen, für Lernen relevanten Ressourcen (Luckin 2010: 90 ff.) positioniert. Mit Hilfe dieser Ressourcen konstruieren Lernerinnen und Lerner in aushandelnder und konversationsgeprägter Interaktion ihren zielgerichteten Lernprozess und ihre Lernumgebung – also ihren LGC – aktiv. Während im „Ecology of Resources“ framework die Ressourcen im Vordergrund stehen, kursieren Charakterisierungen von LGC, die den Blick auf Dimensionen von Subjektivität (Luckin et al. 2005) und Bildung (Sharples 2010) eröffnen. Demnach geht es bei der Konstruktion von LGC auch zentral darum, die Biografie einzelner Lernerinnen und Lerner und ihre kulturelle Verortung für Lernen zu berücksichtigen (Luckin et al. 2005).
Was könnte das Konzept der LGC vor diesem Hintergrund für die deutschsprachige Medienpädagogik und speziell mit Blick auf Lernen aus medienpädagogischer Sicht leisten?
Erstens ist es möglich, an Arbeiten anzuknüpfen, die Kategorien zur Systematisierung von LGC verfügbar machen (siehe z.B. Luckin et al. 2005). Ziel solcher Systematisierungen ist es, LGC für institutionalisiertes Lernen reproduzierbar, übertragbar und skalierbar zu gestalten. In diesem Zusammenhang wäre zu diskutieren, wie Nachhaltigkeit beim Lernen zu erreichen wäre, die nicht nur an kurzlebige Ressourcen wie beispielsweise Technologien oder Infrastrukturen gebunden ist, sondern durch die Anbindung an die subjektiv sinnstiftenden Perspektiven und Handlungsoptionen der Lernerinnen und Lerner beim Lernen etabliert wird. Dies findet sich weiter unten als knapper Einschub thematisiert.
Zweitens, und hier liegt der Schwerpunkt dieses Ideenpapiers, bietet das Konzept der LGC Ansatzpunkte, um einen verschulten Lernbegriff um Aspekte zu erweitern, die auf das Subjekt und sein Handeln ausgerichtet sind. Entsprechend gälte es, Bereiche wie beispielsweise Hobby, Interesse und Alltagsmediennutzung sowie Dimensionen von Aneignung und Bedeutungszuweisung für formelles Lernen zu bedenken und so eine „subjektorientierte Sichtweise auf Lernprozesse“ (Deinet 2014a) systematisch verfügbar zu machen. Durch die Fokussierung auf Dimensionen, die in alltäglichen Aneignungssituationen für die Lernerinnen und Lerner Relevanz haben, wird es möglich, den „Ecology of Resources“ framework, der sehr stark auf schulisches Lernen ausgerichtet ist, in ein „Ökologiemodell von Aneignung“ zu überführen. Solch ein erweitertes Ökologiemodell (i.e. Erweiterung des „Ecology of Resources“ framework) ist neben Ressourcen auch auf Subjektivität und Interaktion ausgerichtet und integriert mit Strukturen Bereiche in Überlegungen zu „Lernen“ ein, innerhalb derer Interaktion stattfindet und Subjektivität sich formt.”
Referenz
Seipold, Judith (2017): Lernergenerierte Contexte. Raum für personalisiertes und selbstgesteuertes Lernen und Ideengeber für ein “Ökologiemodell von Aneignung”. In: Mayrberger, Kerstin; Fromme, Johannes; Grell, Petra; Hug, Theo (Hrsg.): Jahrbuch Medienpädagogik 13. Vernetzt und entgrenzt – Gestaltung von Lernumgebungen mit digitalen Medien. Springer VS, Wiesbaden.