Die Soziokulturelle Ökologie Mobilen Lernens (SKÖ; Pachler, Bachmair und Cook 2010) ist ein Konzept, mithilfe dessen beim Mobilen Lernen die Dynamiken der Aneignung kultureller Ressourcen vor dem Hintergrund aktueller gesellschaftlicher und technologischer Strukturen beschrieben und dabei die Handlungskompetenzen und kulturellen Praktiken der Lerner explizit mitbedacht werden. (Daneben soll mit diesem Modell die M-Learning-Diskussion konzeptionell erweitert und auch die Rolle der Lerner gestärkt werden.) Die drei Hauptkomponenten der SKÖ sind Strukturen (structures), Handlungskompetenzen (agency) und kulturelle Praktiken (cultural practices), in einer weiterführenden Variante sind diese drei Komponenten um die Elemente „Ressourcen“, „Aneignung“ und „Bedeutungszuweisung“ erweitert (siehe Pachler, Bachmair und Cook 2010).
Klingt kompliziert, ist es auch?
In Lehrveranstaltungen, Vorträgen und Veröffentlichungen habe ich mit diesem Konzept gearbeitet und war oft in der Situation, einem Publikum, das teils kein oder wenig Vorwissen in Bezug auf Mobiles Lernen und die in der Diskussion kursierenden Konzepte, Modelle und Theorien hat, die doch recht komplexe SKÖ näher zu bringen. Das geht, klar, indem man die einzelnen Komponenten stichpunktartig erläutert, das funktioniert aber ungleich besser, indem man den Text um Bildchen ergänzt. Meine Zeichenkünste sind mäßig, scheinen aber auszureichen, um mit einfachen Mitteln zu verdeutlichen, was grob gesehen hinter Strukturen, Handlungskompetenzen und kulturellen Praktiken steckt:
Strukturen (structures)
- Zu Strukturen gehören gesellschaftliche und technologische Strukturen wie z.B. Lernsituationen, Elternhaus, Schule, Freundeskreise, Strukturen der Massenkommunikation, Strukturen des web 2.0, Strukturen der Alltagsorganisation.
- Kinder, Jugendliche und Erwachsene bewegen sich zum einen in diesen vorgegebenen Strukturen, zum anderen stellen sie solche Strukturen aber auch aktiv her und verändern sie, und zwar durch ihre Handlungskompetenzen und kulturelle Praktiken.
Handlungskompetenzen (agency)
- Handlungskompetenzen sind Fähigkeiten, aktiv in der Welt mit all ihren Strukturen zu handeln und sie sich anzueignen.
- Sie können als Fähigkeiten, Fertigkeiten und Kompetenzen beschrieben werden – auch z.B. Medienkompetenz gehört dazu.
- Teil dieser Handlungskompetenzen ist, dass sie in erster Linie vom Subjekt aus zu denken sind und somit eine sehr individuelle, subjektive Perspektive auf die Welt beinhalten.
- So, wie Handlungskompetenzen subjektiv geprägt sind ist das auch das Lernen, das mittels solcher Handlungskompetenzen geschieht.
Kulturelle Praktiken (cultural practices)
- Als Weiterführung der HK haben wir die dritte Säule der SKÖ, die Kulturellen Praktiken.
- Sie sind in etwa Verfestigung/Verstetigung von Handlungskompetenzen
- und können beschrieben werden als Routinen, die es uns ermöglichen, in Situationen und Strukturen sicher (und erfolgreich) zu agieren.
- Beispiele für KPs sind Alltagsorganisation, Netzwerken, Medienproduktion, Recherchekompetenzen, Kommunikation, Lernen, Lesen, Rechnen.
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Referenzen
Pachler, Norbert; Bachmair, Ben; Cook, John (2010): Mobile learning: structures, agency, practices. Unter Mitarbeit von Gunther Kress, Judith Seipold und Elisabetta Adami et al., New York: Springer.
Seipold, Judith (2014): Mobiles Lernen. Grundlagen, Kontexte und didaktische Optionen. 3. DaFWebkon 2014 „Deutsch lernen wird mobil!“. 15.03.2014. Folien | Video
Bilder
Abbildung 1: Pachler, Norbert; Bachmair, Ben; Cook, John (2010): Mobile learning: structures, agency, practices. Unter Mitarbeit von Gunther Kress, Judith Seipold und Elisabetta Adami et al., New York: Springer.
Abbildungen 2-5: Erstmals in: Seipold, Judith (2014): Mobiles Lernen. Grundlagen, Kontexte und didaktische Optionen. 3. DaFWebkon 2014 „Deutsch lernen wird mobil!“. 15.03.2014. Folien | Video