Alltagsmedienkompetenz – ein exemplarischer Wiki-Eintrag

In Zusammenhang mit der Vorlage für Wiki-Einträge habe ich einen exemplarischen Wiki-Eintrag erstellt. Als Thema habe ich “Alltagsmedienkompetenz” gewählt – ein Begriff, der sich in der wissenschaftlichen Diskussion nicht durchgesetzt hat, den ich allerdings als sehr hilfreich erachte, um von normativen und formalisierten Aspekten des Medienkompetenzbegriffs abzurücken und in informellen Kontexten geprägte Handlungskompetenzen und kulturelle Praktiken der Lerner bei der Medienaneignung zu fokussieren. Damit erlaubt der Begriff die Öffnung formalisierter (Lehr-Lern-)Strukturen für diverse Aspekte des Alltags der Lerner. In einigen meiner Texte, die sich weiter unten als Referenzen finden, bin ich detaillierter darauf eingegangen.

Dies ist also der exemplarische Wiki-Eintrag:

1. Einleitung
Alltagsmedienkompetenz ist ein Begriff, der sich an den der Medienkompetenz anlehnt. Obwohl Alltagsmedienkompetenz als eine Ausformung der Medienkompetenz ist, unterscheidet sie sich dadurch, dass sie den zunächst informellen, unreflektierten und bedarfsorientierten Umgang mit Medien durch die Nutzer hervorhebt. Damit öffnet sich der Medienkompetenzbegriff explizit für den Alltag der SchülerInnen und bedenkt ihre Handlungskompetenzen und die kulturellen Praktiken bei der Medienaneignung mit. (Vgl. Seipold et al. 2010)

2. Begriffsdefinition
Bisher existieren nicht viele Beschreibungen dessen, was Alltagsmedienkompetenz meint. In jüngerer Zeit wurden folgende Definitionsvorschläge gemacht:

“Der Begriff Alltagsmedienkompetenz stellt die Aneignung von Medienwissen und Handlungsmustern im privaten Kontext in den Vordergrund. Der Erwerb von Erfahrungen und Fertigkeiten im alltäglichen Umgang mit Medien ist dabei als situativ und in Bedarfskontexten angeeignet zu denken. Alltagsmedienkompetenz ist also eine kulturell situierte und situativ abhängige Handlungskompetenz in Bezug auf Medien als kulturelle Produkte im Alltag. Diese Handlungskompetenz trifft in der Schule auf wenig Resonanz, genauso wie die Aneignungsformen und informellen Lernformen, die mit der Alltagsmedienkompetenz einhergehen.” (Seipold et al. 2010, S. 227)

Auch wenn Alltagsmedienkompetenz sich von der instrumentell-qualifikatorischen Dimension von Dieter Baackes Medienkompetenzdefinition absetzt, so ist der Alltagsmedienkompetenz eine gewisse instrumentelle Dimension nicht abzusprechen,vor allem mit Blick auf die Medienbildung.

“Alltagsmedienkompetenz steht dazu [zur Medienbildung; Anm. Judith Seipold] zwar in einem eher instrumentellen Verhältnis, eben als grundlegende Handlungskompetenz, verweist aber gleichzeitig auf flexible und dynamische Handlungsmuster, die je nach Anlass neu ausgehandelt oder der Situation entsprechend einsetzbar sind.” (Seipold et al. 2010, S. 228)

3. Wissenschaftlicher Diskurs des Konzeptes
Das Konzept der Alltagsmedienkompetenz ist nicht sehr bekannt und entsprechend auch nicht im breiten wissenschaftlichen Diskurs verankert. Verwendung findet der Begriff vornehmlich in der ehemaligen Arbeitsgruppe um Ben Bachmair (http://de.wikipedia.org/wiki/Ben_Bachmair). Durch ihn wurde der Begriff im Rahmen des Projektes www.Schulmedientaschbörse.de (http://www.medienpaed-kassel.de/?page=Forschung-Schulmedientauschboerse) an der Medienpädagogik an der Universität Kassel (http://www.medienpaed-kassel.de) geprägt, und im weiteren Verlauf durch seine Mitarbeiter weiter bearbeitet (siehe bspw. Rasche 2009; Seipold 2005; Seipold et al. 2010).

4. Aktuelle Fragestellungen
Aktuelle Fragestellungen entstehen zur Zeit in Zusammenhang mit der Mobile Learning-Forschung. Hier werden vor allem Aspekte wie kulturelle Praktiken und Handlungskompetenzen der Lerner bei der außerschulischen Mediennutzung relevant. Dadurch, dass Alltagsmedienkompetenz auch für nicht-vernormte Nutzung offen ist, entstehen Anknüpfungspunkte zwischen den Kompetenzen, Interessen und Expertisen der Lerner, die sie im Alltag entwickeln, und schulischem Lernen (siehe dazu bspw. Seipold voraussichtlich 2012).

5. Beispiele aus der Praxis
Das Projekt www.Schulmedientaschbörse.de wurde in mehreren Abschlussarbeiten diskutiert. Darin finden sich Hinweise auf ein halbjähriges Projekt an einer 3. Grundschulklasse.

6. Quellen

  • Bachmair, Ben (2005): Projekt www.Schulmedientauschbörse.de. http://www.medienpaed-kassel.de/index.php?page=Forschung-Schulmedientauschboerse
  • Rasche, Julia (2009): Alltagsoffene Medienpädagogik in der Schule. Untersuchung zu regionalen Bedingungen und praktischer Realisierung, Kassel: kassel university press.
  • Seipold, Judith (August 2005): Fördert Fernsehen Medienkompetenz? Eine empirische Fernsehprogrammanalyse zum Angebot an Sendungen zur Medien- und Genrekompetenz. Magisterarbeit. Betreut von Ben Bachmair, Kassel. Universität Kassel, Fachbereich Erziehungswissenschaft/ Humanwissenschaften. Online veröffentlich: 14.11.2007. http://nbn-resolving.org/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:hebis:34-2007111419602.
  • Seipold, Judith (voraussichtlich 2012): Mobiles Lernen Analyse des Wissenschaftsprozesses der britischen und deutschsprachigen medienpädagogischen und erziehungswissenschaftlichen Mobile Learning-Diskussion. Dissertation, Kassel.
  • Seipold, Judith; Rummler, Klaus; Rasche, Julia (2010): Medienbildung im Spannungsfeld alltäglicher Handlungsmuster und Unterrichtsstrukturen. In: Bachmair, Ben (Hrsg.): Medienbildung in neuen Kulturräumen. Die deutschsprachige und britische Diskussion. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, S. 227-241. http://springerlink.com/content/h56426/.
  • Textor, Frauke (2005): Schulmedientauschbörse – ein Projekt zur Nutzung des Internetsin der Grundschule. Wissenschaftliche Hausarbeit zur Ersten Staatsprüfung für das Lehramt an Grundschulen. Kassel.

7. Literatur

8. Links